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Kleine Tiere - große Verantwortung

kleine Tiere große Verantwortung
Foto: Pexels

­­Neben Hund und Katze zählen Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Vögel zu den beliebtesten Heimtieren. Sie gelten als anspruchslos und pflegeleicht. Besonders Kleintiere benötigen jedoch Zeit und Zuwendung, eine artgemäße Unterbringung und täglichen Auslauf. Das fehlende Wissen über die individuellen Ansprüche bzw. das natürliche Leben dieser Tiere in Freiheit führt häufig zu schweren Haltungsfehlern. Die Tiere fristen – nach Abklingen der ersten Begeisterung – sehr oft ein langes und trauriges Leben in einem Käfig und können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr ausleben.

Natürliche Bedürfnisse

Kleintiere haben ein starkes Bedürfnis nach Bewegung. Damit sie es ausleben können, genügt es nicht, ihnen regelmäßigen Freilauf/-flug zu bieten. Notwendig ist ein ausreichend großer und abwechslungsreich gestalteter Lebensraum sowie – je nach Tierart – die Möglichkeit des Nagens, Grabens, zum Rückzug und Verstecken und viel Abwechslung durch neue Eindrücke und Herausforderungen. Ebenso wichtig ist das Bedürfnis nach Kontakt mit Artgenossen. Vor allem für alle Kleinsäuger – Ausnahmen sind der Goldhamster und der Chinesische Streifenhamster – gilt, dass sie soziale Tiere sind, die in der Natur in Gruppen leben. Aus diesem Grund muss man mindestens zwei Tiere einer Art halten. Für alle bei uns als Heimtiere gehaltenen Vögel gilt das Gleiche.

Vor der Anschaffung

Leider haben Kleintiere nur sehr geringe Möglichkeiten, ihr Unbehagen gegenüber dem Menschen auszudrücken und bei schlechter Haltung und falscher Behandlung auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen. Somit entsteht oft der Eindruck, dass es den Tieren gut geht, obwohl sie leiden – wenn auch stumm. Besonders Kleinsäuger haben leider immer noch unter ihrem Ruf als „Kuscheltiere“ zu leiden. Diese Annahme ist jedoch falsch – sie sind von Natur aus Fluchttiere, die sich nur ungern anfassen lassen. Hochgehoben oder gar festgehalten zu werden, stellt für sie eine regelrechte Bedrohung dar. Sie sind sehr zart gebaut, weshalb die Ver­letzungsgefahr sehr groß ist. Auch bei der Haltung von Vögeln sollte Körperkontakt nach Möglichkeit vermieden werden, sofern das Tier ihn nicht von sich aus sucht. Vor allem Kindern müssen daher das nötige Verständnis und Feingefühl für die Bedürfnisse dieser Tiere nähergebracht werden.

Lebenserwartung

Meerschweinchen, Kaninchen oder Wellensittiche haben eine Lebenserwartung von bis zu zehn Jahren, Graupapageien oder Landschildkröten können noch sehr viel älter werden. Also muss ihre Versorgung für lange Zeit vorausgeplant sein. Kann ich den Tieren eine Umgebung bieten, die ihren Bedürfnissen entspricht? Ein Käfig kann höchstens eine Rückzugsmöglichkeit oder den Schlafplatz darstellen, aber keinesfalls als ständiger Lebensraum dienen, egal wie groß er ist. Um Kleintiere artgerecht zu halten, müssen Sie mehrere Tiere aufnehmen und ihnen einen großen, gut strukturierten Lebensraum (Gehege bzw. Voliere in der Wohnung oder – je nach Tierart – im Freien) bieten.

Pflege

Die Pflege der Tiere bedeutet einen enormen Zeit- und Arbeitsaufwand. Aufgrund der großen Unterschiede, die es zwischen den einzelnen Tierarten gibt, ist es wichtig, sich im Vorfeld über die individuellen Bedürfnisse zu informieren. Leider passieren gerade in der Kleintierhaltung aufgrund fehlender oder falscher ­Information viele Fehler. Lesen Sie Fachliteratur über die natürliche Lebensweise der einzelnen Tierarten und über die Anforderungen an die Haltung. Oft stellt sich heraus, dass sich die Pflege schwieriger oder aufwendiger gestaltet als vorher erwartet. ←