Viele meinen, Lavendel wäre ein Südländer, weil wir seinen Duft und die Farben unwillkürlich mit den weitläufigen Feldern in der Provence in Verbindung bringen. Dabei war es schon Queen Victoria, die im England des 19. Jahrhunderts einen wahren Lavendelboom auslöste. Das milde Inselklima schien für den Kräuteranbau ideal, und das Öl von dem Lavendel aus britischen Anbaugebieten war sogar von besserer Qualität als das französische und erzielte auch höhere Preise. Im Königreich hält man den Lavendel deshalb noch heute für ein urbritisches Gewächs. Und tatsächlich stammen viele Lavendelsorten, die derzeit bei uns auf dem Markt sind, aus englischer Zucht. Die ist allerdings gar nicht so alt. Denn es war erst in den 1990er-Jahren, als der promovierte Geograf Simon Charlesworth die Downderry Nursery im südenglischen Kent begründete. Von seinen über 350 Sorten werden auch in Deutschland seit ein paar Jahren etwa 50 winterharte kultiviert. Sie sind unter dem Namen Downderry Lavendel in verschiedensten blauen und violetten Tönen, aber auch in Weiß und Rosa im Handel erhältlich.
Hart im Nehmen
Wer jetzt seine persönliche Lavendelerfahrung im Garten oder auf dem Balkon machen möchte, sollte auf jeden Fall einen warmen und sonnigen Platz für die Pflanzen haben. Der Halbstrauch gedeiht am
besten auf durchlässigen, nährstoffarmen, sandigen oder steinigen Böden. Staunässe mag er überhaupt nicht, und auch auf Dünger sollte verzichtet werden. Je nach Art und Sorte werden die
Lavendelpflanzen unterschiedlich groß, und je wohler sie sich fühlen, umso üppiger wachsen sie.
Die robusten Gewächse sind keine Eintagsfliegen. Lavendel im Garten ist dankbar – und wenn man ihn gut pflegt, das heißt, nach der Blüte mutig zurückschneidet, kann man nicht nur auf eine zweite
Blüte im Spätsommer hoffen, sondern auf ein langes Leben der Graublättrigen mit dem frischen und entspannenden Urlaubsduft. Im Garten kann sie durchaus 20 Jahre stehen. Durch den Rückschnitt
bleibt der Halbstrauch jung, und die verholzenden Teile fallen nicht auseinander. Auch im Topf kann man mehrere Jahre Freude an Lavendelpflanzen haben. Balkongärtnern seien Tontöpfe empfohlen,
die für eine bessere Belüftung der Erde sorgen.
Innere Werte
Lavendel ist schön – ohne Zweifel. Wer mit der Hand über die Pflanzen streicht, das grau-grüne Laub fühlt sich samtig an und die Finger duften danach herrlich. Das ätherische Öl des Lavendels tut uns aber nicht nur beim Gartenspaziergang wohl, es wird auch in der Aromatherapie eingesetzt. Es sorgt für Ruhe und Wohlsein. Schnecken hingegen mögen das Öl gar nicht und lassen die Lavendelpflanzen im Garten in Ruhe, und auch Motten nehmen Reißaus, wenn ein Lavendelsäckchen im Kleiderschrank hängt. (Helix)