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Freunde fürs Leben

Die britische Naturforscherin Jennifer Owen hat, nachdem sie 10 Jahre in afrikanischen Ländern gelebt hatte, begonnen, ihren
ganz gewöhnlichen, britischen Garten zu erforschen. In 30 Jahren zählte sie dort 474 Pflanzenarten, 1.997 Insekten, 138 Wirbellose,
7 Säugetierarten und 54 verschiedene Vögel. Mit den Jahren, so ihre Beobachtung, nahm die Arten­vielfalt ab – umso wichtiger ist es, unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten Lebensräume im Garten zu schaffen.

Klassiker: das Insektenhotel

Nützlichen Insekten ein spezielles Refugium anzubieten, ist schon seit recht langer Zeit in Projektgärten oder sogar öffentlichen Parks üblich geworden. Von Menschen gebaute Wildbienenkästen soll es sogar schon im 19. Jahrhundert gegeben haben. Je nachdem, aus welchem Material das Insektenhotel besteht, siedeln sich dort nicht nur Bienen an, sondern auch Glühwürmchen, Marienkäfer oder Schmetterlinge.
Die besten Baumaterialien sind Holz und Röhren vom Bambus oder Schilf. Das Hotel sollte gut belüftet sein – also keine Bauteile enthalten, an denen Wasser kondensiert oder die lange feucht bleiben (wie beispielsweise Kartonröhren). Eine sandige oder lehmige Fläche und eine Wasserstelle in der Nähe helfen den Bewohnern beim Ausbau ihrer Behausung.

Schlaflabor: der Fledermauskasten

Die scheuen Nachtaktivisten im Garten anzusiedeln, gehört zur höheren Kunst. Oft haben sie mehrere Schlafstellen in der Rinde von Bäumen, tief in den Zweigen oder in einer Dachtraufe. Im Herbst suchen sie sich einen kühlen Platz für den Winterschlaf, im April be-
ginnen sie mit der Jagd und schlafen dann tagsüber an einem neuen, warmen Platz. Im späten Frühjahr trennen sich Männchen und Weibchen und es gibt Schlafplätze, Paarungsplätze und solche für die Aufzucht. Es ist also kompliziert.
Vielleicht gelingt es Ihnen dennoch, diese faszinierenden Wesen in Ihre Umgebung zu locken. Spezielle, sehr flache Fledermauskästen hängen Sie am besten an einen sonnigen Platz an einer Wand oder einem Baum auf, etwa vier Meter hoch. Dann haben Sie viel Geduld – es kann einige Jahre dauern, bis eine Fledermaus einzieht, dann aber ist sie ein treuer Untermieter. Trockener Fledermauskot und leise Geräusche an warmen Tagen verraten, ob jemand eingezogen ist – den Sie dann nicht stören sollten.

Autobahn: das Igelloch

Der Igel wohnt im Blätterhaufen, heißt es schon im Kindergedicht. Und in der Tat tun Sie diesem nützlichen Gartenbewohner einen großen Gefallen, wenn Sie einige Stellen im Garten „wild“ lassen. Auch Holzstapel oder der Kompost sind beliebte Unterschlupfe. Wenn Sie also im Herbst den Kompost umsetzen, seien Sie ein wenig vorsichtig – vielleicht bereitet dort schon jemand seinen Winterschlaf vor.
Igel wandern weit herum, manchmal legen sie in einer Nacht 3 Kilometer oder mehr zurück. Deshalb ist es wichtig, dass sie gut in die Gärten hinein- und hinauskommen.
Organisieren Sie gemeinsam mit Ihren Nachbarn eine „Igel-Autobahn“: Löcher im Zaun, durch die die Igel schlüpfen können. In einem Holzzaun etwa sollte das ein Loch von etwa 13 Zentimeter Höhe und Breite sein. Sägen Sie es aus und schleifen Sie sehr raue Kanten ab. Wenn Sie einen Unterschlupf aus Holz bauen möchten, sorgen Sie für einen kleinen Tunnel als Eingang, feste Wände und ein Dach. Falls Sie etwas Futter anbieten, nehmen Sie Katzen- oder spezielles Igelfutter, keinesfalls Milch oder getrocknete Früchte.

Wunderwall: die Käferbank

Viele Käferarten sind im Gemüseanbau hilfreich gegen Schädlinge und in der Landwirtschaft nutzt man dies, indem man ihnen am Feldrand eine sogenannte Beetle Bank (Käferbank) anbietet. Das ist auch im Kleinen möglich, indem man eine etwa 30 bis 45 Zentimeter hohe Bodenkante am Rande eines Gemüsebeetes anlegt, auf der das Gras wachsen darf. Käfer siedeln sich dort an, weil sie Feuchtigkeit meiden und das Gras ihnen Schutz bietet. Im besten Falle entwickelt sich durch eine windabgewandte und eine windzugewandte Seite ein idealer Lebensraum etwa für Laufkäfer, die dann die Blattläuse fressen. Auch viele andere Nützlinge siedeln sich dort an und überwintern. Zudem sind diese Lebensräume für Insekten wiederum ein Festbankett für insektenfressende Vogelarten.

Luftschloss: der Nistkasten

Es gibt sie inzwischen in den auffälligsten Designs und Variationen: Nistkästen für Vögel. Am besten ist es jedoch, wenn Sie Vögeln einen einfachen Kasten aus unbehandeltem Holz oder Holzbeton anbieten. Kästen mit einem Einflugloch bringen Sie in der Höhe von etwa 1,5 bis 2 Metern an einem ruhigen Platz an und richten sie nach Nordosten bzw. Südosten aus, damit es innen durch Sonneneinstrahlung nicht zu heiß wird. Achten Sie darauf, dass sich keine Äste in der Nähe befinden, die es Räubern leicht machen, das Nest auszuräumen. Außerdem sollte das Einflugloch keine Sitzstange haben, denn auch diese erleichtert den Räubern ihre Taten. Die Vögel schaffen es auch so hinein. Die Größe des Einfluglochs hat Einfluss auf die Bewohnerschaft: Kleinere, runde Löcher (ca. 28 Millimeter) sind für Blaumeisen gut, größere (30 bis 32 Millimeter) für Sperlinge und Kleiber. Der Gartenrotschwanz bevorzugt ein ovales Loch von etwa 30 Millimeter Breite und 45 Millimeter Höhe.
Manche Vogelarten lieben Bruthöhlen und siedeln sich in einem halboffenen Kasten an, etwa der Hausrotschwanz, Bachstelzen, Rotkehlchen und Zaunkönig. Diese Kästen bringen Sie am besten in einer belaubten Umgebung an, etwa an einer mit Efeu bewachsenen Wand, in etwa 2 bis 3 Metern Höhe. Nistkästen für Vögel sollten zur Belüftung grundsätzlich ein paar Löcher im Boden haben. Werden sie im Herbst angebracht, können Vögel, Kleinsäuger und Insekten darin überwintern. Anders als Fledermauskästen sollte man sie auch reinigen – am besten im Spät-
sommer oder im Februar, um Flöhe, Milben und Lausfliegen zu entfernen. ←