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Mit der Ernte in die Verlängerung

Eine Zierde im Blumenbeet: der ewige Kohl. Fotos: Adbe Stock
Eine Zierde im Blumenbeet: der ewige Kohl. Fotos: Adbe Stock

Wie auch immer die Sommerwochen verlaufen – langsam gibt es wieder Platz im Beet. Agrarwissenschaftler beobachten, dass sich mit dem Klimawandel die Vegetationszeiten verschieben. Um ein Drittel ist das Gartenjahr mancherorts schon länger geworden, und die geschenkte Zeit durch milde Winter können sich Gärtnerinnen und Gärtner zunutze machen – zumal, wenn wie in diesem Jahr die Vegetation erst spät anspringt. Geringere Hitze ab September sorgt zudem dafür, dass weniger Gießen genügt. Da macht der Anbau von Salaten und Gemüse im beginnenden Herbst doppelt Freude.
Oft ist im Oktober der Boden noch warm genug, um der Hauptkultur eine weitere folgen zu lassen. Wer jetzt den Boden umgräbt und die Beete offen liegen lässt, setzt wertvollen Stickstoff frei, der gut noch eine Herbstkultur versorgen kann. Wenn also beispielsweise jetzt Bohnen und Gurken abgeerntet sind, ist Platz für klassische Herbstsalate wie Chinakohl und Winter-Kopfsalat, Kohlrabi, Rettich und Radieschen, Spinat oder Grünkohl. Viele Pflanzen können weit in einen milden Winter hinein stehenbleiben und abgeerntet werden. Kündigen sich Fröste an, schützt ein Vlies die Pflanzen. Wird nichts mehr angebaut, so säen Sie Gründüngung ein, die ebenfalls den Stickstoff bindet.

Sortenauswahl

Rüben und Rettich, Karotten und Kohl: Wer sich einmal mit unterschiedlichen Sorten beschäftigt, erkennt schnell, dass sie sich nicht nur im Aussehen unterscheiden, sondern auch in ihren Anbauzeiten. Die Vielfalt der Karotte reicht beispielsweise nicht nur von schmal bis kugelrund und von weiß bis violett, sondern auch von Anbauzeiten zwischen 90 und 150 Tagen. Anders gesagt: Mit der richtigen Karottensorte Anfang August gesät, ernten Sie bei mildem Wetter noch Karotten im November und Dezember. Einen Anhaltspunkt gibt das Einführungsjahr einer Sorte, sofern es in Erfahrung zu bringen ist: Bis etwa 1950 wurde Gemüse nicht unter Glas oder Folie angebaut, sondern stand bei Wind und Wetter auf dem Acker. Die spät angebauten Sorten mussten also robust sein. Neben dem Feldsalat gab es noch viele andere klassische Wintersorten, und selbst Erbsen eignen sich für den Winteranbau – ein Wissen, das wieder zu heben wäre.

Mehrjährige Sorten

Wer sich mit dem Anbau mehrjähriger Gemüse befasst, stößt auf Klassiker wie Spargel, Topinambur und Rhabarber, oder auf Exoten wie Knollenziest und Erdmandel. Das kann man alles ausprobieren, und der häufig erwähnte Bärlauch ist geschenkt. Wenn im Garten die richtigen Bedingungen herrschen, ist er ohnehin vorhanden. Aber wie steht es zum Beispiel mit Ewigem Kohl? Brassica oleraea var. ramosa bzw. var. acephala ist auch unter dem Namen Baumkohl bekannt und ähnelt dem Grünkohl. Häufig ist er als Zierkohl im Handel. Er bildet keine Köpfe, sondern immer wieder neue Blätter. Ist er einmal im Garten etabliert, erweist er sich als regelrechte Wunderpflanze, denn bei guter Pflege kann man ihn jahrelang abernten.  
Etliche Kohlsorten, Lauch, aber auch Pastinake, Mangold und Möhre gelten als zweijährig. Das bedeutet, dass sie im zweiten Jahr Blüten bilden und sich selbst wieder aussäen. Sofern es sich um samenfeste Sorten handelt, können Sie auf diese Weise ihr eigenes Saatgut gewinnen. Und mit etwas Geschick erweisen sich sogar Paprika- und Chilipflanzen als mehrjährig. Dazu schneidet man die Pflanzen zurück und stellt sie in ein helles, kühles Winterquartier. Im nächsten Sommer treiben sie schnell wieder aus. Unbeschnitten können sie auch bei Zimmertemperatur weiterwachsen, sind dann aber anfälliger für Schädlinge. ←