Das Wort „Biodiversität“ ist seit einigen Jahren in aller Munde: Es beschreibt die Vielfalt der Ökosysteme, die Artenvielfalt sowie die Vielfalt innerhalb dieser Arten. So wird Biodiversität auch
häufig als biologische Vielfalt bezeichnet – und genau diese geht weltweit stark zurück. Das zeigt sich hierzulande zum Beispiel an einem massiven Insektensterben sowie dem steten Rückgang der
Vogelpopulation. Gründe dafür gibt es viele, wie die fortschreitende Versiegelung von Flächen oder die Monokulturen der Landwirtschaft. Als Reaktion wird der Ruf nach Naturschutz immer lauter und
viele Städte, Firmen und Privatleute versuchen, dem Rückgang der natürlichen Vielfalt etwas entgegenzusetzen.
Parks, Straßenbegleitgrün, bepflanzte Kreisverkehre, Fassadengrün – vor allem aber sind es die Hausgärten mit ihrer abwechslungsreichen Bepflanzung, die Wildtieren und Insekten wichtige Refugien
bieten. Das bestätigt auch eine Untersuchung des Ökologen Prof. Josef H. Reichholf, die ergab, dass in menschlichen Siedlungen der Artenreichtum und die „Individuenhäufigkeit“ deutlich über den
Werten in der freien Natur liegen.
Wahre Allroundtalente
Ob sich Insekten, Vögel und Tiere wie Igel oder Eichhörnchen in einem Garten wohlfühlen, hängt tatsächlich in erster Linie von der Bepflanzung ab. Es braucht Nektar- und Pollenlieferanten, Samenstauden, Beerensträucher, dichte Hecken als Versteck oder Brutplatz. „Das mag manchem nach zu viel für zu wenig Fläche klingen. Tatsächlich lässt sich aber auch im eher kleinen Privatgarten ein Paradies für Tier und Mensch schaffen“, meint Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). „Es gibt zum Beispiel wahre Allroundtalente in der Welt der Pflanzen. Sie bieten im Frühjahr nektarreiche Blüten, im Sommer wichtige Rückzugsorte und im Herbst leckere Beeren. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) beispielsweise ist ein attraktives Bienen- und Vogelnährgehölz, das auch bei einigen Schmetterlingsarten gut ankommt.“
Heimische Wildgehölze
Solche fruchttragenden, heimischen Wildgehölze haben hohes Potenzial, denn sie stehen von Natur aus auf dem Speiseplan vieler Tiere. Aber auch uns Menschen bieten sie eine Vielfalt, die in den Regalen der Supermärkte vergeblich zu suchen ist. Schlehe (Prunus spinosa), Kornelkirsche (Cornus mas), Aronia (Aronia melanocarpa) oder Felsenbirne (Amelanchier ovalis) sind nur wenige der schmackhaften und zugleich attraktiven Gehölze für einen biodiversen Garten.
Naschgarten für alle
„In den letzten Jahren zeichnet sich ein klarer Trend hin zum Naschgarten ab – viele unserer Kundinnen und Kunden wünschen sich in einem Teil ihres Grundstücks explizit ein Obst- und Gemüsebeet
oder auch eine Kräuterspirale neben der Terrasse“, berichtet Landschaftsgärtner Jungjohann. „Besonders beliebt sind Arten und Sorten, die kaum bekannt oder sehr alt sind. Etwas im eigenen Garten
zu ernten, das sonst nur schwer zu bekommen ist, hat besonderen Charme. Jonagold, Golden Delicious oder Braeburn kennen wir alle aus den Obstregalen. Aber haben Sie schon einmal von den
altdeutschen Sorten Altländer Pfannkuchenapfel oder dem Geflammten Kardinal gehört? Und das Beste: Die Früchte schmecken nicht nur uns Menschen gut, im Winter sind die übrig gebliebenen Äpfel
auch in der Tierwelt heiß begehrt.“
Auch Zwiebelblumen, Stauden und Gräser haben doppelten Mehrwert: Sie lassen sich zum einen zu beeindruckenden Pflanzkombinationen zusammenstellen und bieten zum anderen Insekten ein reiches
Büfett. Jetzt im Frühling fliegen Bienen und Hummeln begeistert von Krokus zu Narzisse und sammeln Pollen sowie Nektar. Im Sommer kommen Sonnenhüte (Rudbeckia), einfach blühende Dahlien und Rosen
gut an.
Vielfalt rund ums Jahr
In der dritten Jahreszeit locken Herbstanemonen und Rosensträucher. Gerald Jungjohann: „Ein vielfältiger Garten zeichnet sich dadurch aus, dass er zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten hat und dabei alle Sinne anspricht.“ (BGL) ←