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Man nennt ihn auch Zorro

Foto: Jiri Bodahl
Foto: Jiri Bodahl

Er ist ein eher unbekanntes Familienmitglied der Bilche, zu denen auch der Siebenschläfer, die Haselmaus und der sehr seltene Baumschläfer gehören. Einst in vielen Landesteilen verbreitet, steht das Nagetier inzwischen als „stark gefährdet“ auf der Roten Liste Deutschlands.
Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) war eines von drei Säugetieren des Lebensraumes Wald, das die Stiftung ihren Spenderinnen und Spendern zur Wahl gestellt hatte. Mit dem Titel „Tier des Jahres“ möchte die Stiftung auf diese faszinierende und bedrohte Art aufmerksam machen, um so zu ihrem Schutz beizutragen.

Verstecke erhalten

Schwarze Augenmaske, langer Schwanz und große Ohren – das sind die drei charakteristischsten Merkmale des gut faustgroßen Pelzträgers. Er ist ein Kletterkünstler, Winterschläfer und ein echter Allesfresser. Der Gartenschläfer lebt gerne in unseren Parks und Gärten – in Südwestdeutschland sind sie seine Hauptverbreitungsgebiete. Dort verkriecht er sich in Hecken, Mauerspalten, Schuppen oder Nistkästen. Und so kann man seine Zorro-Maske manchmal sogar auf dem Balkon entdecken. Allerdings nur nachts, denn das Tier des Jahres 2023 verschläft seine Tage und ist nur in der ­Dunkelheit aktiv. Sein Winterschlaf dauert rund sechs Monate und seine Körpertemperatur sinkt dann bis auf rekordverdächtige -1 Grad. In Spanien, wo der Gartenschläfer ganzjährig Futter findet, muss er – wenn überhaupt – nur kurz in den Winterschlaf gehen; dafür hält er dort in trockenen Sommern ohne Nahrung schon mal eine mehrtägige Siesta.

Vielfalt bevorzugt

Ursprünglich war der maskierte Schläfer in vielen struktur- und felsreichen Mittelgebirgen beheimatet – in diesen ­natürlichen Lebensräumen gibt es ihn heute nur noch im Harz, im Schwarzwald und in Bayern. Dort findet er ausreichend Versteckmöglichkeiten in Felsspalten, Baumhöhlen oder Totholz und dazu seine Lieblingsnahrung wie Käfer und ­Tausendfüßer. Wichtig ist für ihn zudem eine deckende Kraut- und Strauchschicht, in der er auch pflanzliche Nahrung wie Wildfrüchte und Beeren findet und sich vor allem gut vor seinen Feinden wie Füchsen, Mardern und Eulen verstecken kann. Da diese vielfältigen Strukturen in unseren Wäldern selten geworden sind, sind die Gartenschläfer-Bestände in natürlichen Lebensräumen sehr stark rückläufig. In Siedlungsbereichen lauern dagegen ganz andere Gefahren wie offene Regentonnen, Rattengift oder hungrige Hauskatzen auf ihn. Insgesamt ist das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in Europa in den letzten 30 Jahren um fast die Hälfte geschrumpft.

Geheimnisse lüften

„Die Deutsche Wildtier Stiftung möchte nicht nur die Aufmerksamkeit auf dieses bedrohte Tier lenken, sondern auch dabei helfen, wenigstens einige der noch bestehenden Geheimnisse rund um den Bilch zu lüften“, sagt Julia-Marie Battermann, Bilch-Expertin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Denn je mehr wir über den Gartenschläfer wissen, umso besser können wir ihn schützen. Deshalb wollen wir Forschungsprojekte unterstützen, die die Ansprüche des Gartenschläfers untersuchen, um so Maßnahmen für seinen Fortbestand in Deutschland entwickeln zu können.“ (DWS) ←