· 

Warum blüht's im Winter?

Foto: Adobe Stock
Foto: Adobe Stock

Überleben und Vermehrung stehen für Pflanzen an erster Stelle – da erscheint es auf den ersten Blick ungewöhnlich, dass einige Arten ausgerechnet im kalten und kargen Winter blühen“, da stimmt Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau zu. „Tatsächlich handelt es sich dabei um eine clevere Anpassung: Indem diese Pflanzen ihre Blüte schon einige Zeit vor dem Frühjahr beginnen, entgehen sie dem intensiven Konkurrenzdruck dieser Jahreszeit. So profitieren Arten, die auf die Bestäubung von Insekten angewiesen sind, von den ersten hungrigen Bienen, Fliegen und Käfern. Diese finden zu dieser Jahreszeit nur wenig Nektar und nehmen das Angebot der Winterblüher eifrig an.“ Arten, die ihre Pollen dagegen durch den Wind verbreiten lassen, haben in der winterlich kahlen Landschaft den Vorteil, dass ihre Flugbahnen nicht durch das Laub der Sträucher und Bäume gestört werden. „Die ruhende Vegetation hat aber noch einen weiteren Vorteil“, betont Henze. „Samen und junge Triebe müssen im Winter weniger um Licht, Wurzelraum und Nährstoffe konkurrieren, wodurch sie sich an ihrem Standort einfacher etablieren können.“

Schutz vor Frost

Um den winterlichen Temperaturen zu trotzen, haben Winterblüher beeindruckende Strategien entwickelt. Statt Glukose (Zucker) produzieren einige Arten Glycerin, das im Zellwasser wie ein natürliches Frostschutzmittel wirkt. Andere schließen ihre Blüten über Nacht, um sie erst mit den wärmenden Strahlen des Tageslichts wieder zu öffnen. So bleiben die empfindlichen inneren Blütenorgane vor Frostschäden bewahrt. Viele Winterblüher zeichnen sich außerdem durch kompakte Wuchsformen aus, die ihnen zusätzlichen Schutz bieten, da sie der Kälte weniger Angriffsfläche bieten.

Was blüht denn da?

Wer sich den gesamten Winter über an Blumenzwiebeln erfreuen möchte, pflanzt im Spätsommer Herbst-Krokusse. Wie es der Name schon verrät, öffnen sie ihre Knospen zumeist im Oktober und bleiben dem Garten oft bis in den Dezember hinein erhalten. „Herbst-Krokusse verblühen kurz bevor sich im Januar die ersten Frühblüher wie Schneeglöckchen (Galanthus), Winterlinge (Eranthis) oder Elfen-Krokusse (Crocus tommasinianus) zeigen. Sie alle trotzen jedem Frost und kämpfen sich mit ihren Blütenköpfen selbst durch dickste Schneedecken“, erläutert Henze.

Besonders eindrucksvoll sind winterblühende Sträucher und Bäume. Der Winterschneeball  (Viburnum x bodnantense) verzaubert mit üppigen rosa-weißen Blütenbällen, die einen herrlichen Duft verströmen und den Garten bis März bereichern. Ebenso lang sorgt die Schneekirsche (Prunus subhirtella) für große Augen, die mit ihrer zarten rosa Blüte in milden Wintern von November bis April besticht. „Für alle, die einen außergewöhnlicheren Anblick suchen, eignet sich die Zaubernuss (Hamamelis)“, empfiehlt Henze. „Dieses Gehölz entfaltet je nach Sorte ab Dezember oder Januar seine fadenförmigen Blüten. Typischerweise leuchten die Blüten in intensivem Gelb oder Orange, aber auch in festlichem Dunkelrot sind sie ein Hingucker in der kalten Jahreszeit.“ (BGL) ←