
Eines ist statistisch belegt: Seit den 1960er-Jahren sind die durchschnittlichen Temperaturen alle 30 Jahre um rund 1 Grad Celsius angestiegen. Der Juli 2023 war der heißeste Monat, der auf der Erde je verzeichnet wurde.
Zu den Ursachen mag man stehen wie man will. Fakt ist, dass wir uns mit unserer Lebensweise und unseren Anbaumethoden auf diese Veränderungen einstellen müssen. Im nördlichen Europa können wir vielleicht, anders als Menschen in anderen Regionen, deren Heimat womöglich wegen Dürre oder Überschwemmung unbewohnbar wird, von den klimatischen Veränderungen sogar profitieren. Wir werden vielleicht Glück im Unglück haben, wenn es wärmer wird und die Vegetationsperioden länger.
Eine veränderte Anbauweise, die Auswahl anderer Sorten, ein angepasster Gartenkalender: Diese Möglichkeiten haben wir und sollten damit experimentieren. Einige Hinweise zur Anpassung im Gemüsegarten gibt das Buch „Erntewunder trotz Wetterchaos“ von Robert Egler.
Regionale Bedingungen kennen
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen? Johann Wolfgang Goethes Mignon meinte mit dieser poetischen Beschreibung ihre Heimat jenseits der Alpen, doch das mediterrane Klima kennt, wer in süddeutschen Weinbauregionen lebt, schon seit Jahrzehnten. Viele Pflanzen – auch Zitruspflanzen, Mispeln oder Pfirsiche – vertragen auch gewisse Kälteperioden. Es kann also durchaus sein, dass sie einen kalten Winter bei uns überstehen, nur Früchte bringen sie möglicherweise nicht hervor. Dasselbe gilt beispielsweise auch für winterharte Bananenstauden: Sie werden unseren Winter überstehen, aber keine Früchte ansetzen. Vielleicht ändert sich das in den kommenden Jahren. Bei Gemüsesorten gibt es erhebliche Unterschiede, mit welchen Wachstumsbedingungen sie gut zurechtkommen. Das Erfreuliche ist: Anders als bei Obstbäumen oder -sträuchern ist es leichter, das eine oder andere Experiment zu wagen und bei der Sortenwahl veränderte Wetterbedingungen zu berücksichtigen. So gibt es beispielsweise Möhrensorten mit sehr unterschiedlichen Keim- und Wachstumszeiten. Manche sind auf eine schnelle Ernte ausgerichtet und benötigen nur 60 Tage bis zur Ernte, andere benötigen bis zu 100 Tage und sind hinsichtlich der Wachstumsbedingungen weniger empfindlich. Dasselbe gilt für viele andere Gemüse und Salate. Es lohnt sich also, die regionalen Bedingungen zu studieren und bei der Sortenwahl zu bedenken. Tauschen Sie sich mit Nachbarn aus und beobachten Sie die Umgebung – was dort gut wächst, wird wahrscheinlich auch in Ihrem Garten gut gedeihen.
An aktuelle Umstände anpassen
Auch wenn Wettervorhersagen, wie Robert Elger es ausdrückt, keine Evangelien sind, so wird das Wirken als Hobbygärtnerin oder -gärtner mit Blick auf den Wetterbericht der folgenden Tage leichter planbar. Eine Aussicht auf die wahrscheinlichen Nachttemperaturen der bevorstehenden zwei Wochen erlaubt eine Entscheidung darüber, was zu säen sein könnte oder welche Jungpflanzen schon ins Beet gesetzt werden können unabhängig von eisernen Regeln oder bisherigen Erfahrungen. Ein weiterer Vorzug des Gemüsegartens: Er verzeiht es eher, Verspätungen aufzuholen. Vlies für kühle Nächte und Verschattung für heiße Sommer werden unabdingbare Hilfsmittel des künftigen Gärtnerns sein. ←