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Zauber der Dunkelheit

Fotos: Adobe Stock
Fotos: Adobe Stock

Längst nicht in jedem Garten fühlt man sich auch nach Sonnenuntergang noch rundum wohl, oftmals fehlen gestalterische Akzente und Tiefenwirkung. „Der Abend wird von Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern häufig kaum bis gar nicht mitgedacht“, sagt Gerald Jungjohann vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). „Wenn sie zu uns kommen, beziehen sich ihre individuellen Wünsche und Ideen meist auf Aspekte, die am Tag wesentlich sind – etwa ein Sonnenschutz für die Terrasse oder ein spezielles Farbkonzept bei der Beetgestaltung – eben all das, was in Magazinen oder den sozialen Medien zu sehen ist. Allerdings findet man in diesen Medien selten Inspirationen für den Abendgarten. „Das ist wirklich schade, denn schon mit wenigen gestalterischen Mitteln kann das Grundstück auch nach Einbruch der Dunkelheit einen besonderen Zauber entfalten und zum Verweilen einladen", findet Jungjohann.

Mit Licht Atmosphäre schaffen

Vor allem Licht spielt während der Abenddämmerung eine Rolle. Es schafft einerseits eine stimmungsvolle Atmosphäre, andererseits hilft es bei der Orientierung. Gerade in Bereichen, in denen man sich bewegt und aufhält, ist ein durchdachtes Lichtkonzept sinnvoll, beispielsweise entlang der Wege oder Treppen. Tiefenwirkung entsteht, indem man den hinteren Gartenbereich geschickt erhellt. Ein mit Strahlern in Szene gesetzter Findling wirkt dort wie ein markantes Kunstwerk, dezent in Licht gehüllte, kleine Laubgehölze werden zum ruhigen Hintergrund. 

Trotz aller Möglichkeiten sollten Leuchtelemente eher sparsam, dafür aber gezielt eingesetzt werden. Auch Schattenzonen haben ihren Reiz und bringen Abwechslung in die Gestaltung. Zugleich brauchen Natur und Tierwelt auch die Dunkelheit der Nacht. Daher raten die Expertinnen und Experten für Garten und Landschaft, das Grundstück nur zeitlich begrenzt zu erhellen. 

„Eine unkomplizierte Lösung sind intelligente ‚Smart Lightning'-Konzepte“, sagt Jungjohann. „Diese reagieren auf die direkte Umgebung und die Tageszeit, etwa mit Bewegungsmeldern oder Lichtsensoren. So wird energiesparend nur dann und dort erhellt, wo es gerade gebraucht wird.“ Wer seinem Garten den letzten Schliff durch passende Beleuchtung geben möchte, sollte also nach dem Motto „weniger ist mehr“ vorgehen. Denn Solarleuchten oder Lampen mit Zeitschaltuhr, die bis spät in der Nacht leuchten, brennen auch dann, wenn man sie nicht braucht. Damit tragen sie aber zur Lichtverschmutzung bei und beeinträchtigen die Insektenwelt.

Alle Sinne ansprechen

Ein Grundstück ohne Pflanzen ist kein Garten, das gilt auch am Abend. Zwar verschwinden alle Farben nach und nach in der Nacht – am längsten trotzen jedoch helle Blüten der Dunkelheit.  Gerade in Terrassennähe sind weiße oder pastellfarbene Gewächse deswegen sehr passend. Diese bieten sich für viele Kombinationen an, weil sie tagsüber eher zurückhaltend sind. Am Abend legen sie dafür einen großen Auftritt hin und wirken wie natürliche Lichtreflexe im Beet.

Auch Duftpflanzen sind eine schöne Idee. Viele Arten und Sorten verbreiten vor allem in den Abendstunden ihr zartes Parfüm und helfen so beim Entspannen. Der Japanische Kuchenbaum (Cercidophyllum japonicum) beispielsweise verwöhnt mit nach Zimt duftendem Laub, das Abendduft-Leimkraut (Silene italica) erinnert an Bittermandelaroma und die Duft-Nachtkerze (Oenothera odorata) verzaubert mit einem süß-milden Parfüm. Akustische Entspannung entsteht mit Ziergräsern. Ihr sanftes Rascheln vermittelt Ruhe und lässt den Trubel des Tages vergessen. Auch Wasserspiele sind beliebt: Ein leicht sprudelnder Quellstein oder das Plätschern eines Brunnens wirken ebenfalls wie Balsam für die Ohren. (BGL) ←