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Vergessene Gehölze: köstliche Früchte

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Fotos: BGL

Kennen Sie Renekloden (Prunus domestica)? Hierbei handelt es sich um eine Unterart der Pflaumen, die in unserem Nachbarland Frankreich überall präsent ist. Ob frisch auf Marktständen angeboten oder als Marmelade im Supermarkt, die süßlich-würzigen Früchte sind äußerst beliebt. Hierzulande sieht man sie dagegen eher selten, dabei können sie durchaus auch im eigenen Garten angepflanzt und geerntet werden. „Wichtig sind allerdings ein mildes Klima und ein warmer, windgeschützter Platz. Bei eisigen Wintern ist zudem ein Frostschutz wichtig“, erläutert Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). „Beachtet man diese Aspekte, gedeiht der vier bis sechs Meter hohe Baum wunderbar und verwöhnt jedes Jahr mit intensiven Renekloden, die vom Baum in den Mund am besten schmecken.“ 

Superfrüchte versüßen den Herbst

Ebenfalls etwas in Vergessenheit geraten sind die Früchte der Felsenbirnen (Amelanchier). Zwar sieht man die Gehölze in vielen Privatgärten, doch eher aufgrund ihres hohen Zierwerts. Die Kupfer-Felsenbirne beispielsweise fasziniert mit kupferrotem Blattaustrieb und schmückt sich im Frühjahr mit schönen weißen, sternförmigen Blüten. Im Herbst zieht sie zudem mit einer tollen Herbstfärbung alle Blicke auf sich: Von Gelb über Orange bis Rot reicht das Farbenspiel. Die im Spätsommer reifen, blauschwarzen Beeren gelten bei Laien dagegen eher als Vogelfutter und werden nicht weiter beachtet. Natürlich ist es wichtig, auch Wildtieren ein Büfett anzubieten, doch die Früchte gänzlich links liegen zu lassen, ist wirklich schade. Denn die saftig-süßen Birnchen können – voll ausgereift – roh gegessen werden und sind wahre Superfrüchte: Sie enthalten Vitamin C, Calcium, Magnesium, Eisen und vieles mehr. In Norddeutschland wurden die Früchte früher auch häufig getrocknet und kamen wie Korinthen in selbst gebackenen Stuten. Daher wird die Felsenbirne vor Ort auch als Korinthen- oder Rosinenbaum bezeichnet.

 

Über den Topf ins Glas …

Für alle, die sich gerne in der Küche ausprobieren, hat die Welt der Gehölze einiges mehr zu bieten. Bei vielen sind die Früchte allerdings im rohen Zustand nicht essbar oder genießbar, doch mit etwas Hinwendung am Herd lassen sich aus ihnen herrliche Produkte zaubern. Das gilt zum Beispiel für die Zierquitte (Chaenomeles). Der Name deutet zwar an, dass es sich hier eher um einen schmückenden, denn um einen schmackhaften Baum handelt – und tatsächlich werden im Frühlingsgarten vor allem ihre leuchtenden Blüten in Rot, Orange, Rosa oder Weiß an den noch blattlosen Zweigen bewundert. 

Doch auch die sich daraus entwickelnden, herrlich duftenden Früchte sind ein Highlight. Roh nicht genießbar und auch viel zu hart – zumindest für uns Menschen, denn Vögel sagen hier nicht nein – bieten sie sich in erster Linie fürs Einkochen zu köstlicher Konfitüre an. Auch ein erfrischender Saft oder edler Likör sind möglich. Geschmacklich erinnern die Früchte an Zitronen mit einer leicht bitteren Note. Geerntet werden sie im Herbst, der erste Frost intensiviert sogar ihren Geschmack und lässt sie weicher werden, was die Verarbeitung erleichtert. Soll die Zierquitte einen reichen Ertrag bieten, empfiehlt sich das Pflanzen als Solitär. Doch auch als Heckenpflanze bietet sich das Gehölz an und kann vor allem in Vorgärten einen schmückenden Rahmen bilden, der sich im Herbst mit goldenem Laub zeigt. Übrigens: Auch die Früchte der Echten Quitte (Cydonia oblonga) sind eingekocht ein Gaumenschmaus. Sie reifen im Oktober, duften herrlich und sollten vor dem ersten Frost geerntet werden. Bei kleinen Stadtgärten raten die Expert*innen zu den neuen Zwerg-Züchtungen, die nur drei bis vier Meter hoch werden. 

Zierobst: nicht zu unterschätzen

Ähnliches gilt für den Zierapfel: Er betört uns Menschen und zahlreiche Insekten in erster Linie mit seiner herrlich duftenden und pollen- sowie nektarreichen Blüte im Mai. Aber auch die kleinen Äpfelchen sind nicht zu unterschätzen. Für Vögel sind sie perfektes Winterfutter, denn die Steinfrüchte bleiben sehr lange am Baum. Die kirschgroßen Früchte ergeben aber auch köstliches Gelee oder Most. „Es gibt mittlerweile ein sehr großes Sortiment an Zierapfel-Sorten, die sich wunderbar für Privatgärten eignen“, sagt Michael Henze vom BGL. „Sie überzeugen mit üppiger Blüte, unterschiedlichem Wuchs sowie verschiedenen Fruchtfarben und können als Solitär, Spalier oder Hecke gesetzt werden.“

Althergebrachte Vitamin-C-Lieferanten

Äußerst gesund sind die vitamin-C-reichen Früchte der Echten Mispel (Mespilus germanica). Ihr Geschmack wird als Mischung aus Birne, Feige und Dattel beschrieben. Als eines der ältesten heimischen Obstgehölze gehörte die Mispel früher in jeden Bauerngarten. Heute sieht man sie nur noch selten, doch gibt es eine Reihe an veredelten Kulturformen wie die ‚Holländische Großfruchtige‘ oder ‚Nottingham‘, die zumeist dornenlos sind und größere Früchte tragen.

Im besten Fall pflanzt man direkt zwei Stück. Denn Mispeln sind zwar selbstbefruchtend, eine Paarpflanzung erhöht den Ertrag aber deutlich. Wichtig ist, vor der Ernte den ersten starken Frost abzuwarten (oder die Früchte einige Zeit ins Gefrierfach zu legen). Erst dann werden sie weich, aromatisch und können zu Mus oder Gelee eingekocht werden. Am besten lässt man aber auch immer einige Früchte am Baum. Dann freuen sich die hier überwinternden Vögel wie Kernbeißer und Amsel. (BGL) ←